Verbandstag 2019 in Kassel
Heute schon an morgen denken: Innovatives Bauen und Wohnen


Auf dem diesjährigen Verbandstag im nordhessischen Kassel diskutierte der VdW südwest über die Zukunft des Bauens und Wohnens sowie die Herausforderung des Klimaschutzes für die Wohnungswirtschaft. Der Hessische Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir präsentierte die Vorhaben der Landesregierung in der Wohnungspolitik. Um die Situation auf angepsannten Wohnungsmärkten zu verbessern, setzt er auch auf die Wohnungswirtschaft des VdW südwest.

Verbandstag 2019 Gruppe
 
Gruppenbild: Axel Gedaschko, Uwe Menges, Claudia Brünnler-Grötsch, Staatsminister Tarek Al-Wazir, Dr. Axel Tausendpfund, Dr. Thomas Hain, © Kristina Schäfer

Mitgliederversammlung des VdW südwest
Gut aufgestellt für die Zukunft


Den Auftakt für den zweitägigen Verbandstag am 11. und 12. September in Kassel machte die Mitgliederversammlung des VdW südwest. Der Verbandsratsvorsitzende, Uwe Menges, leitete durch die Versammlung und blickte gemeinsam mit den Mitgliedern auf das vergangene Geschäftsjahr zurück. Der Verband sei gut aufgestellt und könne aus einer gestärkten Position in die Zukunft blicken so das Fazit des Vormittags.
VT 2019 Tausendpfund MV © Kristina SchäferÜber die Interessenvertretung des Verbandes werden die Positionen und Anliegen der Wohnungswirtschaft früh und zielgerichtet in den politischen Entscheidungsprozess und die Öffentlichkeit eingebracht. Ziel dabei ist es, die Rahmenbedingungen so zu gestaltet, dass die Wohnungswirtschaft ihrer Aufgabe, die Menschen mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen, nachkommen kann. Mit den Prüfungsleistungen sowie der betriebswirtschaftlichen, technischen und juristischen Beratung bietet der Verband den Mitgliedsunternehmen ein umfangreiches Serviceangebot an, das stark nachgefragt wird.

Die Hessische Landtagswahl bildete einen Schwerpunkt der wohnungspolitischen Tätigkeit des Verbands im letzten Jahr, wie Vorstand Dr. Axel Tausendpfund berichtet. Der Verband stellte im Vorfeld der Wahlen politische Kernforderungen zusammen und wandte sich damit an die Parteien. Einige zentrale Forderungen finden sich heute im Koalitionsvertrag wieder und mit der Ansiedlung des Themas Wohnen im Wirtschaftsministerium sei ein wichtiger Schritt gemacht worden. Angesichts angespannter Wohnungsmärkte sei das Thema Wohnen aktuell wie selten und Bestandteil breiter gesellschaftlicher und politischer Debatten. Gedeckt werden könne die hohe Nachfrage nach Wohnungen aber nur durch ein größeres Angebot. Wie diese Wohnungen schnell und bezahlbar gebaut werden können und welchen Anforderungen sie entsprechen müssen, diskutiere der diesjährige Verbandstag.
Rufe nach mehr Regulierung konterkarieren das Ziel, mehr Wohnungen im bezahlbaren Segment zu bauen. Um geeignete Rahmenbedingungen für die Wohnungswirtschaft zu schaffen, arbeite der Verband in zahlreichen Gremien und Bündnissen mit, wie dem Bündnis für bezahlbares Wohnen, der Allianz für Wohnen, oder der AWI, und bringt mit Veranstaltungen und Konferenzen das Gespräch auch in eine breite Öffentlichkeit, beispielsweise mit den WohWi Talks, FrankfurtRheinMain baut! und einer aktiven Pressearbeit. Alle Aktivitäten des Verbandes stützen dabei die wichtige Rolle der im VdW südwest vertretenen Unternehmen als Stabilisator auf den Wohnungsmärkten und fairer Vermieter für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen.

Brünnler_Grötsch, ClaudiaAus dem Bereich Prüfung und Steuern berichtete Claudia Brünnler-Grötsch, Vorstand und Prüfungsdirektorin. Sie ging auf die rund 300 Prüfungs- und Beratungsaufträge ein, die sie und ihre Kollegen im letzten Jahr übernommen habe sowie auf aktuelle gesetzliche Änderungen, die für die Wohnungsunternehmen relevant sind. Hier nannte sie die Sonder-AfA beim Mietwohnungsneubau, die Verschärfung der Grunderwerbsteuer bei Share Deals und die Neuerung bei der Aufstellung und Prüfung des Lageberichts. Als Service für Mitglieder hat der Verband einen Leitfaden für die Erstellung des Lageberichts erarbeitet sowie Praxistipps für Genossenschaft nach Satzungsänderungen herausgegeben. Weiteres aktuelles Thema, das den Verband beschäftigt, sei die Grundsteuerreform, an der die Finanzminister von Bund und Ländern derzeit arbeiten. Auch im technischen Bereich gebe es eine Neuerung in der Prüfungsabteilung: So wird der Verband in Kürze mit einer neuen Prüfungssoftware live gehen. Oliver Schultze stellte anschließend den Jahresabschluss und aktuelle Zahlen des Verbands vor.

VT 2019 Menges © Kristina SchäferDie Arbeit des Verbandsrates präsentierte Uwe Menges und verkündete freudig, dass der Verbandsrat einstimmig beschlossen habe, den Vertrag von Dr. Axel Tausendpfund vorzeitig um fünf Jahre zu verlängern (zur Pressemitteilung).
In seiner Rede über die Verbandsarbeit unterstrich Menges, dass das Thema Wohnen und alles was damit zusammenhänge, nach wie vor intensiv diskutiert werde. Die Arbeit der Mitgliedsunternehmen ist daher wichtiger denn je. In Anbetracht der Debatte, die mancherorts bedenkliche Züge annehme, gelte es, sich klar abzugrenzen und hervorzuheben, dass der VdW südwest das bezahlbare Wohnen sei. Erfreulich seien die Neuzugänge bei den Mitgliedern, die Beleg dafür seien, dass der Verband wichtig und attraktiv ist. Ein Blick auf die Ehrengäste der letzten Verbandstage zeige außerdem, dass er geschätzter Partner der Politik sei. Der Verband sei gefragt und werde gefragt, stellte Menges heraus. Per Abstimmung entlasteten die Mitglieder Vorstand und Verbandsrat einstimmig.

VT 2019 Deswos © Kristina SchäferAls Präsident des VdW saar überbrachte Volker Leers ein Grußwort des Partnerverbandes aus dem Saarland. Er appellierte an die Mitglieder weiterhin ihren gesellschaftspolitischen Auftrag wahrzunehmen und gemeinsam für mehr bezahlbares Wohnen einzustehen.
Auf 50 Jahre DESWOS blickte Generalsekretär Gerhard Müller zurück und stellte anlässlich dieses Jubiläums drei Spendenprojekte in Indien, Südamerika und Afrika vor. Mit dem Geld würden Häuser und sanitäre Anlagen errichtet, um Menschen durch „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu unterstützen und ihnen besser Lebensbedingungen zu ermöglichen. Besonders freute sich Müller über einen Scheck für seine Projekte, den er vom VdW südwest entgegennehmen konnte.

Fotos: Dr. Axel Tausendpfund, Claudia Brünnler-Grötsch, Uwe Menges sowie Dr. Axel Tausendpfund bei der Scheckübergabe an Gerhard Müller, Generalsekretär der DESWOS © Kristina Schäfer

Verbandstag 2019 Mitgliederversammlung

Heute schon an morgen denken
Wie sieht das Bauen und Wohnen der Zukunft aus?

In vielen Städten in Hessen und Rheinland-Pfalz sind die Wohnungsmärkte angespannt und der Bedarf an neuen Wohnungen hoch. Doch welchen Anforderungen müssen die neu zu bauenden Wohnungen genügen? Wie wollen die Menschen nicht nur heute sondern auch morgen leben? Diese Fragen bestimmen wie wir heute bauen. Und auch bei der Art wie gebaut wird, tut sich einiges. Erste Mitgliedsunternehmen haben Erfahrungen mit dem seriellen und modularen Bauen gemacht. Diesem und weiteren Trends widmete sich der erste Teil des Verbandstages in Kassel.
VT 2019 Geselle © Kristina SchäferMit einem Grußwort des Kasseler Oberbürgermeisters, Christian Geselle, startete der erste Tag in die fachliche Diskussion. Er begrüßte die Wohnungswirtschaft in Kassel und ging auf die Wohnungssituation in der nordhessischen Stadt ein. Kassel sei eine attraktive Stadt, in der Menschen gerne wohnen, Gleichzeitig gelte es, das Umland nicht aus dem Blick zu verlieren und daher sei es wichtig, Wohnen immer auch zusammen mit Mobilität und Verkehr zu denken.




VT 2019 Bölting © Kristina SchäferEinen Überblick darüber, was Daten aus Umfragen darüber sagen, wie das Wohnen in Zukunft aussehen könnte, gab Professor Dr. Torsten Bölting, Geschäftsführer von InWIS. Sein Institut erhebt und analysiert Daten zu allen Facetten des Wohnens. In unterhaltsamer Weise präsentierte er den Teilnehmern die Erkenntnisse, die daraus gezogen werden könnten. Unter der leitenden Fragestellung wie und wo Menschen wohnen wollen, zog er drei Schlüsse: Wohnen werde in Zukunft kleiner, smarter und gemeinschaftlicher. Obwohl die Wohnfläche pro Person im Laufe der Jahre zugenommen habe, gehe der Trend wieder in die andere Richtung. Menschen wollen in der Stadt leben, wo der Platz begrenzt und Wohnen teurer ist. So entstehen hier immer mehr kleine Wohnungen oder Micro Appartements. Sogar Tchibo hätte schon ein Tiny House im Angebot gehabt. Und auch wer heute noch auf großer Fläche wohnt, will sich zunehmend im Alter räumlich verkleinern. Umfragen zeigten, dass Menschen für die räumliche Verkleinerung sogar die gleiche Miete zahlen würden. Als zweiten Trend nennt Bölting, dass Wohnen smarter werde. Die Digitalisierung eröffne auch beim Wohnen ganz neue Möglichkeiten. Um auf die Vorzüge der digitalen Welt nicht verzichten zu müssen, brauche es nicht einmal ein komplett vernetztes Haus. Der Mieter könne sich heute das „Smarte“ selbst in Form einer Alexa oder Siri ins Haus holen. Und, so Böltings dritte These, Wohnen werde gemeinschaftlicher. Ob Hausgemeinschaft, Siedlungsgemeinschaft oder Genossenschaft. In Anbetracht einer alternden Gesellschaft und der Nachfrage nach altersgerechtem Wohnen werde auch die Nachfrage nach gemeinschaftlichen Wohnformen zunehmen. Ein Vorteil für die Genossenschaften, denn sie haben Gemeinschaft in ihrer DNA, so Bölting abschließend.


VT 2019 Joest © Kristina SchäferWie sollen die neuen Wohnungen und Häuser gebaut werden? Welche Entwicklungen gibt es, die das Bauen schneller und nachhaltiger machen? Mit diesen Fragen befasste sich Ditmar Joest, Geschäftsführer der Kommunalen Wohnungsbau GmbH Rheingau Taunus. Als Erster in Deutschland hat er die GdW-Rahmenvereinbarung zum seriellen und modularen Bauen genutzt und gilt damit als Pionier. Das serielle und modulare Bauen zeichne sich durch einen hohen Vorfertigungsgrad, verkürzte Bauzeit, Planungs- und Kostensicherheit aus. Bei einem Mehrfamilienhaus in Idstein kam die modulare Bauweise zum Einsatz. Die fertigen Elemente wurden auf die Baustelle angeliefert und in wenigen Wochen stand das Haus. Nun mussten nur noch die Elemente miteinander verbunden werden und schon waren die neuen Wohnungen bezugsbereit. Man sei von der Geschwindigkeit, mit der der Bau errichtet wurde, beeindruckt gewesen. Das Projekt habe gezeigt, dass es neue Wege gibt, mit denen Bauen vereinfacht, beschleunigt und günstiger gemacht werden kann. Das serielle und modulare Bauen könne so einen innovativen Beitrag zur Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum leisten, so das Fazit von Joest.


VT 2019 Hubitation © Kristina SchäferWie stellen sich junge Gründer das Wohnen in der Zukunft vor und von welchen Entwicklungen könnte die Wohnungswirtschaft profitieren? Damit beschäftigten sich Start-ups, die an einem Wettbewerb zur Zukunft des Wohnens von hubitation, dem Start-up Accelerator der Nassauischen Heimstätte Wohnstatt, mitgemacht haben. Drei von ihnen präsentierten ihre Ideen beim Verbandstag. Los ging es mit Emanuel Heisenberg von ecoworks. Um den enormen Modernisierungsbedarf von Wohngebäuden in Deutschland schneller und kostengünstiger anzugehen, haben sein Team und er einen Weg gefunden, wie ein Großteil des Bestands industriell und seriell modernisiert werden könne. Ein erstes Projekt gebe es bereits in Hameln. Florian Waubke von FairFleet, einem Drohnendienstleister, flog mit den Teilnehmern durch das Dienstleistungsangebot seines jungen Unternehmens. Er zeigte auf, wie die Wohnungswirtschaft Daten mittels Drohenaufnahmen sammeln und nach bestimmten Kriterien analysieren kann. So können beispielsweise die Bestandsaufnahme eines Daches nach einem Unwetter oder eine Flächennutzungskartierung einfach und kostengünstig mit Videoaufnahmen aus der Luft gemacht und anschließend ausgewertet werden. Wie inno2grid Mobilität und Energie intelligent vernetzt stellte Mariem Khemir vor. Das Start-up aus Berlin bietet seinen Kunden individuelle Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im Alltag, beispielsweise durch den Betrieb von Ladeinfrastruktur, einer Quartiers-App oder dem Betrieb von Micro-Smart-Grids zur Steuerung von Erzeugungs- und Verbrauchsmengen. Das Interesse der Wohnungsunternehmen an den jungen Gründern war groß und so boten sich bei der anschließenden Kaffeepause in der Fachausstellung gute Anknüpfungspunkte für Gespräche.

Fotos: Christian Geselle, Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Prof. Dr. Torsten Bölting, Geschäftsführer des InWIS, Ditmar Joest, Geschäftsführer der kwb Rheingau Taunus, Dr. Axel Tausendpfund mit den Finalisten von hubitation Florian Waubke, FairFleet, Emanuel Heisenberg, ecoworks und Mariem Khemir, inno2grid © Kristina Schäfer

Ehrung der jahrgangsbesten Auszubildenden
Beste Immobilienkaufleute geehrt

In guter Tradition ehrte der VdW südwest beim Verbandstag die jahrgangsbesten Auszubildenden zur Immobilienkauffrau/zum Immobilienkaufmann. In allen Regionen bilden die Mitgliedsunternehmen junge Menschen aus und begeistern sie für einen Beruf in der Wohnungswirtschaft. Die besten von ihnen kommen in diesem Jahr aus Kassel - ganz im Norden von Hessen - und aus Ludwigshafen - in Rheinland-Pfalz.

VT 2019 Azubis © Kristina SchäferIn guter Tradition wurden beim Verbandstag die besten Auszubildenden zur Immobilienkauffrau/zum Immobilienkaufmann aus dem Verbandsgebiet geehrt.


Am weiblichen Nachwuchs für die Branche mangelte es in diesem Jahr nicht. Das zeigt sich auch daran, dass in diesem Jahr alle drei Preisträger Frauen sind. Mit Verena Trarbach von der GAG Ludwigshafen und Kim Mannig von der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte / Wohnstadt teilten sich zwei Auszubildende den zweiten Platz. Carlotta Roth, die ihre Ausbildung ebenfalls bei der GAG Ludwigshafen absolviert hat, schnitt von allen am besten ab und freute sich über einen ersten Platz. GAG-Vorstand Wolfgang van Vliet stellte die besondere Freude der jungen Leute bei der Arbeit und den Teamgeist seiner Auszubildenden heraus: „Wir sind sehr stolz auf unsere Azubis. Eine bemerkenswerte Truppe mit ausgezeichneten Leistungen und einem tollen Teamwork. Es macht uns allen viel Freude, diese jungen Menschen in der Ausbildung zu begleiten.“ Eine Ausbildung in der Wohnungswirtschaft ist also nicht nur eine gute Investition in die Zukunft, sondern macht auch richtig viel Spaß. Und so ist es nur verständlich, dass alle Auszubildenden ihren Betrieben erst einmal treu bleiben.

Neben einer Urkunde und Blumen erhielten die Preisträger auch einen Bildungsgutschein im Wert von 250 Euro für das EBZ, welchen Rüdiger Grebe, Leiter der EBZ-Akademie, überreichte.

Der VdW südwest gratuliert allen Absolventen herzlich zur bestandenen Abschlussprüfung und wünscht ihnen auf ihrem weiteren beruflichen Werdegang alles Gute und viel Erfolg.

Foto: Rüdiger Grebe, Claudia Brünnler-Grötsch, Dr. Axel Tausendpfund, Wolfgang van Vliet, Verena Trarbach, Mike Gehring, Kim Menning und Simone Stock © Kristina Schäfer

Ganz oben auf der politischen Agenda
Wohnen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Deutschland

Rückläufige Baugenehmigungen, steigende Baulandpreise, Klimaschutz und politische Regulierungen fordern die Wohnungswirtschaft heraus, fasst Axel Gedaschko zusammen. Dr. Axel Tausendpfund appelliert an die Entscheider, in der Wohnungspolitik endlich Vollgas zu geben und Bremsen, die den Bau von bezahlbaren Wohnungen verhindern, zu lösen. Beim Klimaschutz fordert er mehr Unterstützung der Politik und bringt einen Klimafonds ins Spiel. Staatsminister Tarek Al-Wazir stimmt zu, dass am Ende nur eine höhe Bautätigkeit dazu beitragen könne, die Situation auf den Wohnungsmärkten zu entspannen.
VT 2019 Gedaschko © Kristina SchäferLieber Denken, statt Deckeln

Bezahlbares Wohnen. Obwohl es überall in Deutschland dringend gebraucht wird, nehmen die Baugenehmigungszahlen und Fertigstellungszahlen vielerorts ab, die wenigen Baugrundstücke werden zu Höchstpreisen verkauft und Baukosten schnellen in die Höhe. Da der Wohnungsbedarf schon lange dem Angebot hinterher hinke, seien Preissenkungen nicht abzusehen, so Axel Gedaschko am Morgen des zweiten Tages in Kassel. Die Politik handle, doch kenne dabei nur eine Sprache: Regulierung. Forderungen nach Mietendeckel und Enteignungen würden jedoch nur Sand ins Getrieben schütten – zu einer Entspannung auf den Wohnungsmärkten werden sie nicht beitragen. Der Politik müsse klar sein, dass ein Mietendeckel fatale Auswirkungen für die Wohnungswirtschaft und das bezahlbare Wohnen hätten. „Mit einem Deckel oben drauf, läuft es sich schwerer“, kommentiert Gedaschko und fordert von der Politik, wirkliche Lösungen zu entwickeln. Denken statt Deckeln sei in der Wohnungspolitik gefragt. Doch nicht nur sozialistische Fantasien einiger Politiker beobachte er mit Sorge. Auch beim Klimaschutz hinke die Politik den Ansprüchen hinterher. Um die Klimaziele 2050 zu erreichen, sei ein klimaneutraler Gebäudebestand nötig. Ein ehrgeiziges Ziel, dem leider keine ehrgeizigen Maßnahmen folgten. Daher sei der GdW selbst aktiv geworden und habe gemeinsam mit dem Deutschen Mieterbund eine Allianz gegründet, die sich aktiv für mehr Klimaschutz im Wohngebäudesektor einsetze.

VT 2019 Tausendpfund © Kristina SchäferVollgas für bezahlbares Bauen und Wohnen

Wohnen ist wie Essen, Trinken und Schlafen ein Grundbedürfnis des Menschen. Angespannte Wohnungsmärkte, Wohnungsmangel und steigende Mieten führten jedoch dazu, dass Wohnen zunehmend zur sozialen Frage wird. Ideologisch motiviert werde der politische Ton rauer.
Dr. Axel Tausendpfund forderte daher die Rückkehr zu einer sachorientierten und ideologiefreien Wohnungspolitik. Und dabei seien alle gefordert. Mit Durchschnittsmieten von 6,39 Euro in Hessen und 5,62 Euro in Rheinland-Pfalz leisteten die im VdW südwest organisierten Wohnungsunternehmen bereits einen großen Beitrag, dass Wohnen bezahlbar bleibt. Damit das so bleibt, müsse die Politik die Rahmenbedingungen schaffen. „Dafür heißt es Bremsen lösen und Vollgas geben für bezahlbares Wohnen und Bauen“, so Tausendpfund. Konkret forderte er für eine Verbesserung auf den Wohnungsmärkten: die Vergabe von Bauland nach bestem Konzept statt nach Höchstpreis, denn auf teurem Boden könne kein bezahlbarer Wohnraum entstehen. Planungs- und Genehmigungsverfahren sollten beschleunigt werden. Bei der Wohnraumförderung in Hessen müsse nachgebessert werden. Es muss für die Wohnungswirtschaft auch wirtschaftlich darstellbar sein, gefördert zu bauen – und zwar nicht nur in Südhessen, sondern auch in Mittel- und Nordhessen. Denn auch hier seien die Mietpreise gestiegen und der Wohnungsbedarf groß. Die Landesregierung rief er dazu auf, Vorschlägen wie einem Mietendeckel eine klare Absage zu erteilen.
Und auch beim Klimaschutz appellierte er an die Politik, gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft die Herausforderung anzugehen. Die Wohnungswirtschaft stehe zum Klimaschutz und sie stehe für den Klimaschutz. Die Unternehmen sind bereits aktiv dabei, energetisch zu modernisieren, klimaschonend zu bauen und dabei Wohnen bezahlbar zu halten. Doch sie können diese Aufgabe nicht alleine meistern. Bis 2050 seien 450 Milliarden Euro für Investitionen in den Gebäudebestand nötig. Die Mieter können dies nicht zahlen und die Vermieter ebenso wenig. Darum sei es am Ende eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir brauchen einen Klimafonds, so Tausendpfund abschließend.

VT 2019 Al-Wazir© Kristina SchäferWir setzen auf die Wohnungswirtschaft des VdW südwest

Staatsminister Tarek Al-Wazir stimmte zu, dass die Herausforderungen auf den Wohnungsmärkten immens seien und ein langfristiger Eingriff des Staates in den Wohnungsmarkt die Probleme nicht lösen könne. Kurzfristig seien Eingriffe aber notwendig, verteidigt der Minister seine jüngsten Vorhaben, wie die Verlängerung der Kappungsgrenzenverordnung und die Ausweitung der Mietpreisbremse. Gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft möchte er aber ermöglichen, dass mehr im bezahlbaren Segment gebaut werde. „Am Geld wird kein Projekt scheitern“, versichert Al-Wazir mit Blick auf die von der Landesregierung bereitgestellten Mittel für gefördertes Wohnen. Gerade in Ballungszentren und Städten müssen Wohnungsmärkte zusammen gedacht werden. Frankfurt beispielsweise könne nicht alleine den Bedarf decken. Die Umlandkommunen seien daher aufgefordert, an der Lösung mitzuarbeiten und Bauland bereitzustellen. Leistungsfähiger Verkehrsinfrastruktur kommt ebenfalls eine wichtige Bedeutung zu, so der Minister im Hinblick auf seinen Vorschlag eines Großen Frankfurter Bogens sowie den vielen Kommunen im ländlichen Raum Hessens. Auch bei der Innenentwicklung und der Flächenmobilisierung werde sein Ministerium aktiv vorangehen. Die Politik brauche die Wohnungswirtschaft für diese Aufgabe und sichere ihr ihre Unterstützung zu. „Wir können es nur schaffen, wenn wir die Wohnungswirtschaft als Partner an unserer Seite haben“, schließt der Minister seine Rede.

Fotos: Axel Gedaschko, Präsident des GdW, Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW südwest, Staatsminister Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen © Kristina Schäfer
 

Bilder vom Verbandstag

Fachaussteller und Sponsoren

Der VdW südwest dankt allen Ausstellern und Sponsoren, die den Verbandstag unterstützt haben.