Neue Erkenntnisse zur Brandursache
Brand im Grenfell Tower London

Seit einem Jahr arbeitet in London eine Kommission an der Aufklärung des Grenfell Tower Brandes. Prof. Dr.-Ing. Michael Reick, fasste nun in einem Artikel der „Deutschen Feuerwehrzeitung“ des Deutschen Feuerwehrverbandes die vorläufigen Ergebnisse der noch anhaltenden ersten Untersuchungsphase zusammen. Dabei analysierte die Kommission sowohl die Ursache als auch den Verlauf des Brandes, wertete über 400.000 Dokumente aus, befragte Experten und Feuerwehrleute und sichtete Fotos und Videos die während des Brandvorganges aufgezeichnet wurden.

Das Ergebnis zeigt, dass an der Fassade des Grenfell Tower kein Polystyrol, sondern Polyisocyanurat (PU) als Dämmstoff verbaut wurde. Die Weiterleitung des Brandes an der Fassade wurde an erster Stelle durch die ACP-Wetterschutzverkleidung verursacht, die aus Aluminium mit einem aussteifenden Polyethylenkern bestand.

Feuerwehreinsatz

In dem Artikel der Deutschen Feuerwehrzeitung heißt es zum Brandbeitrag: „Es muss daher an dieser Stelle betont werden, dass die Wärmedämmung aus Polyisocyanurat gar nicht das ausschlaggebende Element war, sondern vielmehr die ACP-Paneele.“ Zu dieser ACP-Wetterschutzverkleidung wird weiter ausgeführt: „Die Masse der Verkleidung war aufgrund der geringen Stärke der PE-Platten zwar gering und die Wärmefreisetzung ging größtenteils in die äußere Umgebung, aufgrund der hohen Abbrandgeschwindigkeit und der damit verbundenen hohen Wärmefreisetzung hat dies jedoch offensichtlich ausgereicht, dass bereits nach kurzer Zeit weitere Entstehungsbrände in den über der Brandwohnung gelegenen Wohnungen auftraten.“

Durch den Zustrom von Verbrennungsluft über die Hinterlüftung der Wetterschutzverkleidung lässt sich auch die enorme Geschwindigkeit der Brandweiterleitung erklären. Abschließend heißt es, das nicht nur das Polyethylen brannte, sondern auch das Aluminium der ACP-Paneele. Diese brannten völlig ab, während die Wanddämmung sogar in großen Teilen erhalten blieb.

Nach dem Brand des Grenfell Towers wurde in den Medien öffentlich gemacht, dass die Fassade mit dem Dämmstoff Polystyrol gedämmt wurde und dieser für die schnelle Ausbreitung des Brandes verantwortlich war. Dies führte schnell zu einer Kampagne gegen Polystyrol an deutschen Gebäudefassaden, während Wissenschaftler diese Theorie bereits damals als unsachlich und falsch kritisierten. Die Londoner Untersuchung bestätigt im Nachgang die Aussage. dass die Kampagne gegen Polystyrol an Fassaden nicht begründbar ist.

Weitere Informationen: Brandschutz – Deutsche Feuerwehrzeitung, Oktober 2018, Michael Reick, Brand im Grenfell Tower – erste Erkenntnisse:

Foto: © Udo Koranzki

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