Innovation im Sanierungsmarkt
Das Energiesprong-Prinzip


Energiesprong
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Serielles Sanieren nach dem Energiesprong-Prinzip steht für hohen Wohnkomfort, kurze Sanierungszeiten und ein innovatives Finanzierungsmodell. Um diesen Markt zu erschließen und Erfahrungen zu sammeln, werden erste Gebäude mit vorgefertigten Elementen klimaneutral saniert.

Der Gebäudesektor spielt eine wichtige Rolle bei der Energiewende. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen im Gebäudebereich von etwa 120 Millionen auf 70 Millionen Tonnen sinken. Für diese Zielerreichung muss die Sanierungsrate von bisher rund einem Prozent auf 1,5-2 Prozent steigen, doch bisher liegen Zahl und Geschwindigkeit der energetischen Sanierungen noch ein gutes Stück darunter.

Es braucht daher innovative Sanierungslösungen, die einfacher, effizienter, schneller und wirtschaftlicher sind als bisherige Ansätze. Serielles Sanieren, etwa nach dem Energiesprong-Prinzip, kann hier ein Teil der Lösung sein.

Sanieren 4.0

Denn der Sanierungsprozess verändert sich damit grundsätzlich: Statt langwieriger Einzelprojekte setzt das Energiesprong-Prinzip auf hochwertige, serielle Sanierungslösungen aus einer Hand und arbeitet mit vorgefertigten Fassaden-, Solardach- und Haustechnikelementen. Energiesprong nutzt damit die großen Potenziale der Technologien und Prozesse der Industrie 4.0. Was in anderen Branchen selbstverständlich ist, nämlich ein industrialisiertes und serielles Fertigungsverfahren unter strenger Qualitätskontrolle, ist beim energetischen Sanieren noch die Ausnahme.

Vorteile für Wohnungsunternehmen

Durch serielle Vorfertigung lassen sich Modernisierungen mehrerer Gebäude mit gleicher Bauweise günstiger realisieren. Die Unternehmen können so Häuser schneller und mit weniger Zeiteinsatz sanieren. Statt Komponenten und Dienstleistungen für eine energetische Sanierung zusammenzustellen und zu beauftragen, gibt ein Wohnungsunternehmen etwa „ein Stück NetZero-Sanierung“ in Auftrag. Es überlässt die Details dem Auftragnehmer, der sich auf NetZero-Sanierung spezialisiert hat und erhält von diesem ein Performance-Versprechen zum NetZero-Standard. Dieser bedeutet, dass das Haus nach der Sanierung durch Photovoltaik genauso viel Energie produziert, wie es selbst für Heizung und Mieterstrom verbraucht.

Klimaneutralen, bezahlbaren und attraktiven Wohnraum schaffen

Ziel ist es, mittelfristig eine warmmietenneutrale Sanierung mit NetZero-Standard zu ermöglichen, das heißt die Summe aus Kaltmiete und Energiekosten bleibt gleich. Die Sanierungskosten werden nicht oder nur geringfügig durch Mietererhöhung, sondern durch die eingesparten Energie- sowie Instandhaltungskosten refinanziert. In dieser frühen Phase der Marktentwicklung ist zudem die Förderung der KfW (Effizienzhaus 55) wichtig für eine wirtschaftliche Sanierung.

Die ersten Piloten

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Energiesprong ermöglicht rasche, kostengünstige und vollumfängliche Gebäudesanierungen im großen Maßstab: Allein 500.000 Mehrfamilienhäuser aus den 50er bis 70er Jahren könnten damit zügig zu Nullenergiehäusern werden – das sind rund drei Millionen Wohnungen. Perspektivisch kann das Prinzip auf Einfamilienhäuser und Nichtwohngebäude erweitert werden.

Den Anfang macht ein dreistöckiges Haus in Hameln (Niedersachsen). Die ecoworks GmbH aus Berlin realisiert dort die erste serielle Sanierung mit vorgefertigten Elementen auf den NetZero-Standard. Den Eigentümer, die Arsago Gruppe, überzeugte das Konzept: „Gerade im Segment des bezahlbaren Wohnraums mit niedrigen Mieten sind energetische Sanierungen mit hohen Kosten pro Quadratmeter wirtschaftlich nicht darstellbar“, so Arsago-Manager Florian Schrage. Den Energiesprong-Ansatz sieht die Arsago als eine wirtschaftlich gedachte Herangehensweise an klimaneutrales Wohnen, die durch schnellere Umsetzung die Leerstandskosten reduzieren.

Mit erfolgreicher Umsetzung dieser ersten Piloten stehen der Marktentwicklung weitere Türen offen, denn das Potenzial ist enorm: „Die hohe Nachfrage der Wohnungswirtschaft gibt Aufwind für die Entwicklung dieser zukunftssicheren Sanierungslösungen, die jetzt schon den Standard von 2050 erfüllen.“, so Uwe Bigalke, Teamleiter Serielle Sanierung/Energiesprong bei der dena. „Aktuell sind wir bei rund 17.000 Wohnungen, die in den nächsten vier Jahren nach dem Energiesprong-Prinzip saniert werden sollen“, so Bigalke weiter.

Die Erfahrungen aus Hameln fließen in weitere Piloten ein. Verschiedene Wohnungsunternehmen, von klein bis groß, planen serielle Sanierungen, unter anderem in Hannover, Bochum und Köln. Sie alle haben Nachkriegs-Miethäuser, die noch nicht energetisch modernisiert wurden und ebenso wie in Hameln einfache Geometrien mitbringen.

Energiesprong: Eine europäische Initiative


Die Energiesprong-Idee wurde in den Niederlanden entwickelt und dort bereits bei rund 5.000 Sanierungen umgesetzt. Mittlerweile gibt es weitere Marktentwicklungsteams unter anderem in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norditalien.

In Deutschland wird Energiesprong von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) koordiniert, finanziert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sowie dem EU-Förderprogramm Interreg NWE Programm „Mustbe0“ und unterstützt vom GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.

Gemeinsam mit innovativen Unternehmen der Bau- und Wohnungswirtschaft wird das Energiesprong-Prinzip an den deutschen Markt angepasst und ein erster Absatzmarkt entwickelt.
Mit dem „NetZeroNow“-Netzwerk bringt die dena Wohnungs- und Bauunternehmen zusammen, die zeitnah mit der Umsetzung von Energiesprong-Lösungen starten möchten.

In regelmäßigen Kick-Off-Workshops können sich interessierte Unternehmen und Organisationen in kompakter Form über das serielle Sanieren nach der Energiesprong-Idee informieren Die Teilnahme ist kostenfrei. Die nächsten Termine werden hier veröffentlicht.

Alle Informationen zu Energiesprong Deutschland und Kontakt finden Sie hier.

Christina Stahl
Christina Stahl | ©dena
Autorin: Christina Stahl ist Expertin für Kommunikation bei der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) und arbeitet im Energiesprong-Marktentwicklungsteam.