Fachausschuss für Berufliche Bildung und Personalentwicklung
Homeoffice – Chance oder Risiko?


Balance ManagementAm 5. November 2020 fand als Videokonferenz die letzte Sitzung des Fachausschusses für Berufliche Bildung und Personalentwicklung statt. Bereits zu Beginn des Jahres hatten die Mitglieder beschlossen, sich in dieser Sitzung intensiv mit dem Thema „Mobiles Arbeiten“ zu beschäftigen, nicht ahnend, dass es durch die Corona-Pandemie aktueller denn je sein wird.

Doch zuerst zu einem weiteren wichtigen Punkt auf der Tagesordnung, der turnusmäßig nach einer Verbandsratswahl erforderlichen Bestätigung bzw. Neuwahl des Vorsitzes. Diese Zäsur nahmen sowohl die Vorsitzende, Susanne Bickel (NHW ), als auch ihr Stellvertreter, Jörg Schumacher (Volks- Bau- und Sparverein eG, Frankfurt), zum Anlass, sich zum großen Bedauern der Fachausschussmitglieder aus dem Gremium zu verabschieden und den Führungsstab in neue Hände zu geben. Beide waren seit über 20 Jahren im Fachausschuss aktiv und setzten besonders in den letzten fünf Jahren als gemeinsames Führungsteam viele thematische Anregungen für angeregte Diskussionen. Als Nachfolger wurden einstimmig Günter Schwarz, WWG Wetzlar, und Caroline Vogelsang, Wohnbau Mainz, gewählt.

Schwarz, Günter

Günter Schwarz

Vogelsang, Caroline

Caroline Vogelsang

Weiterhin berichtete Stefan Führer, Leiter für Personalentwicklung und HR-Controlling der Nassauischen Heimstäte/Wohnstadt (NHW) über die praktischen Erfahrungen des Unternehmens mit mobilem Arbeiten, das umgangssprachlich auch gern als „Homeoffice“ bezeichnet wird. Ziel des Projektes, das seinen Ursprung bereits in den Jahren 2016/2017 hatte, war neben der Einführung eines Employer Brandings die Entwicklung eines ganzheitlichen Konzeptes für die Immobilienstrategie der Geschäftsgebäude, zumal ein Kapazitätsmangel an Büroarbeitsflächen die bis dahin übliche Belegungspraxis der Einzelbüros erschwerte. So haben die Mitarbeitenden der NHW bereits seit 2018 die Möglichkeit, insgesamt 20 Prozent ihrer wöchentlichen Arbeitszeit außerhalb der Büroräume zu erbringen, wobei diese Grenze coronabedingt bis zum Jahresende auf 100 Prozent ausgeweitet wurde. Die Auswirkungen auf die dadurch neu entwickelten Raum- und Arbeitsplatzmodule sind unter anderem Standort Westhafen-Tower umgesetzt worden. Obwohl eine aktuelle Mitarbeiterumfrage eine große Arbeitnehmerzufriedenheit mit den Maßnahmen untermauert, ist sich die NHW der durch mobiles Arbeiten und die neuen Arbeitswelten aufkommenden Herausforderungen bewusst, die nicht nur auf kommunikativer Ebene, sondern auch in der Arbeitsplatzergonomie, einem Paradigmenwechsel vom Lebensarbeitszeitkonto hin zur Work-Life-Balance bis hin zu neuen Anforderungen an die Führungskräfte entstehen.

An dieser Stelle setzt auch ein Themenschwerpunkt des Kölner Psychologen Heribert Fischedick an, der sich in seiner Arbeit unter anderem mit den gesteigerten psychischen Belastungen durch die Ausweitungen der Homeoffice-Möglichkeiten auseinandersetzt.
Seit langem schon steigen die Krankheitstage infolge psychischer Erkrankungen und Belastungsreaktionen. Die aktuelle Situation und verstärktes Homeoffice werden diesen Trend verstärken. Diese These wird unter anderem auch durch eine AOK-Studie, die kurz nach dem ersten Lockdown durchgeführt wurde, untermauert. Demzufolge wird es gerade bei Mitarbeitern im Homeoffice zunehmend wichtig, psychische Belastungen zu erkennen, zu verstehen und den Betroffenen Hilfe anzubieten. Führungskräfte müssen, so Fischedick, in dieser Situation ganz besonders Achtsamkeit, Mut und Fingerspitzengefühl beweisen, um psychische Störungen zu erkennen, anzusprechen und den richtigen Umgang damit zu finden. Aufgaben, die den Führungsalltag zusätzlich erschweren, zumal auch sie selbst von dieser Entwicklung betroffen sind. Fischedick gab den Sitzungsteilnehmern hilfreiche Tipps, welche Symptome auf eine überdurchschnittlich hohe psychische Belastung hinweisen und Handlungsempfehlungen zur Durchführung von Fürsorgegesprächen.

Oefner, Sabine| ©manjit jariIhre Ansprechpartnerin
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Berufliche Bildung
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