Gemeinsame Sitzung des VdW südwest und des VdW RW
Zu Besuch in Darmstadt


Am 28. und 29. Oktober 2019 fand in Darmstadt die gemeinsame Sitzung des Fachausschusses für Planung und Technik des VdW südwest und des Arbeitskreises Energie, Umwelt, Bautechnik und Normung des VdW Rheinland Westfalen statt. In guter Tradition wird in einem alljährlichen Wechsel die Studienreise nebst Sitzung beider Ausschüsse ausgerichtet. Die Bereisung verschiedener Pro-jekte sowie ein vielfältiges Programm bilden dabei den Rahmen für einen kollegialen Austausch über die Landesgrenzen hinweg. In diesem Jahr ging es für die Teilnehmer in die Jugendstil- und Wissenschaftsstadt Darmstadt.

Der erste Tag begann traditionell mit der gemeinsamen Sitzung. Armin Niedenthal, Vorstand des gastgebenden Unternehmens, der bauverein AG, stellte den anwesenden Sitzungsteilnehmern aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz das Unternehmen vor und gab einen kurzen Einblick in die Projekte, die es am nächsten Tag zu besichtigen galt. Im weiteren Verlauf der Sitzung berichtete Stephan Gerwing, Justiziar des VdW südwest, über die Konsequenzen des Urteils des Europäischen Gerichtshofs zur Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) sowie über rechtliche und steuerliche Hürden bei Mieterstromprojekten. Laura-Sophie Knapp, Referentin für Planung und Technik des VdW südwest, stellte die wichtigsten Eckpunkte des Bundes-Klimaschutzgesetzes und des Klimaschutzprogramms vor. Abschließend berichtete Niedenthal über die Nachhaltigkeitsstrategie des Bauvereins und das Netzwerk Eurhonet – European Housing Network – in dem sich die bauverein AG mit 33 weiteren europäischen Wohnungsunternehmen, die sowohl im sozialen als auch im öffentlichen Wohnungsbau tätig sind, engagiert.

Im Anschluss an die Sitzung machten sich die Teilnehmer zu Fuß auf den Weg, um die Mathildenhöhe und ihre Künstlerkolonien zu besichtigen. Dort entstand im Verlauf von 16 Jahren ein einmaliges architektonisches Ensemble bestehend aus Gebäuden, gestalteten Gärten mit Skulpturen, Innenarchitektur und Design. Hier wurden maßgeblich Leitgedanken der späteren klassischen Moderne in die Architektur eingeführt.

„Habe Ehrfurcht vor dem Alten und Mut, das Neue frisch zu wagen. Bleib treu der eigenen Natur und treu den Menschen, die du liebst“
Großherzog Ernst Ludwig

Nach der Führung besichtigten die Teilnehmer zwei Projekte der bauverein AG. Katrin Heine, Sachgebietsleiterin "Bauen im Bestand" beim Bauverein, führte die Tour an den modernisierten Wohnhäusern am Röhnring und Spessartring vorbei. Das in den 1920er Jahren vom Darmstädter Stadtbaumeister August Buxbaum geplante Gebäudeensemble, welches aus rund 30 Gebäuden mit insgesamt 581 Wohneinheiten besteht, wird seit Sommer 2016 unter Denkmalschutzaspekten im bewohnten Zustand modernisiert. Als weiterer Programmpunkt stand die Besichtigung eines der wohl bekanntesten Bauwerke in Darmstadt an, eine Führung durch die Waldspirale. Der im Bürgerparkviertel gelegene Wohnkomplex, der vom Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser gestaltet und zwischen 1998 und 2000 fertiggestellt wurde, ist das letzte Bauwerk Hundertwassers vor seinem Tod. Die Waldspirale besteht aus insgesamt neun Häusern mit 105 Wohnungen. Die Waldspirale bietet ihren Bewohnern Ruhe und einen naturnahen Rückzugsort inmitten eines citynahen und sehr lebendigen Quartiers.

Am zweiten Tag führten Niedenthal, Claus Müller, Bereichsleiter Technisches Gebäudemanagement des Bauvereins, und Projektleiter Felix Leonhardt durch die beiden großen Stadtentwicklungsprojekte „Lincoln-Siedlung“ und „Ludwigshöhviertel“. Mit dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Darmstadt im Jahr 2008 sind insgesamt rund 314 Hektar ehemals militärisch genutzter Fläche frei geworden, die auf Grund ihrer Größe und der innerstädtischen Lage ein enormes Entwicklungspotential mit sich brachten. Auf dem Areal der ehemaligen “Lincoln Family Housing Area“, entsteht seit 2014 ein modernes neues Quartier für rund 5.000 Menschen. Durch das erhöhte Verkehrsaufkommen, das die Neu-entwicklung der Siedlung mit sich bringt, wurde ein Mobilitätskonzept mit Neuan-bindung an das Straßenbahnnetz, Carsharing, Lastenfahrrädern etc. eingeführt, um somit den Verkehr innerhalb der Siedlung zu reduzieren.

Anschließend besichtigten die Teilnehmer das neue Stadtquartier das nahegelegene Ludwigshöhviertel, ehemals Cambrai-Fritsch-Kaserne und Jefferson-Siedlung. Seit Abzug der US-Streitkräfte im Jahr 2008 stehen die Gebäude auf dem abgeriegelten Gelände leer. Anfang 2019 hat die BVD New Living, eine Tochterfirma der städtischen bauverein AG, das 34 Hektar große Konversionsareal vom Bund im Auftrag der Stadt gekauft. Beim Rundgang über das ehemalige Kasernengelände berichtete Projektleiter Leonhardt von den Entwicklungsmaßnahmen, die dort in den nächsten Jahren getätigt werden. Geplant sind rund 1.400 Wohnungen für etwa 3.100 Menschen. Auf dem früheren Kasernengelände sollen vier unter Denkmalschutz stehende Gebäude am zentralen Quartiersplatz erhalten werden. Ebenso wird die ehemalige Turnhalle erhalten, die auch zukünftig den Bewohnern zur Verfügung stehen soll. Fast alle anderen Bauten werden abgeris-sen. Ein gemütlicher und kommunikativer Abend in der Brauerei Grohe, einer Institution in Darmstadt, zum Abschluss des ersten und ein Mittagessen in der Orangerie am zweiten Tag rundeten die durchweg gelungene Sitzung ab.

Im kommenden Jahr wird die gemeinsame Sitzung dann wieder im Verbandsgebiet des VdW Rheinland Westfalen stattfinden.

Knapp, Laura | ©manjit jariIhre Ansprechpartnerin
Laura-Sophie Jacobus

Planung, Technik, Energie, Klimaschutz
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