Wohnungsbedarf in Hessen
Bis 2040 werden 367.000 Wohnungen gebraucht


Wohnung; (c)Koranzki„Hessen wächst und es gibt weiterhin einen Bedarf an neuen Wohnungen: Insgesamt 367.000 Wohnungen werden bis 2040 in Hessen gebraucht“, sagte Wirtschafts- und Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir am 10. August in Wiesbaden. Dort stellte er die aktuelle Wohnungsbedarfsprognose vor, die im Auftrag des Ministeriums vom Institut für Wohnen und Umwelt (IWU), Darmstadt, erstellt wurde. Darin wurde auf der Basis der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung sowie gesellschaftlichen Entwicklungen errechnet, wie viele zusätzliche Wohnungen bis ins Jahr 2040 benötigt werden.

„Das Ergebnis ist nicht überraschend: Die meisten Menschen in Hessen wohnen in Südhessen. Besonders in den Städten wird die Bevölkerung in den kommenden zwei Jahrzehnten weiter zunehmen. Darum fehlen im Ballungsraum Rhein-Main, vor allem in den Städten Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt, Offenbach aber auch in Kassel am meisten neue Wohnungen“, sagte der Minister. Aber nicht allein das Bevölkerungswachstum ist Grund für den Wohnungsbedarf: „Wir werden älter und bleiben daher länger in unseren Wohnungen. Außerdem wohnen Menschen inzwischen anders, immer mehr leben allein, zu zweit oder in einer Kleinfamilie. Im Vergleich zur Prognose aus dem Jahr 2016 liegen die größten Veränderungen darin, dass die Bevölkerung nicht wie vor vier Jahren angenommen in einem kurzen Zeitraum stark ansteigen, sondern gleichmäßiger wachsen wird. Daher verteilt sich der Neubaubedarf entsprechend auf einen längeren Zeitraum. Hinzu kommt, dass mehr gebaut wurde als 2016 prognostiziert. Auch der Trend zu kleinen Haushalten setzt sich fort, allerdings schwächt er sich im Vergleich zur letzten Prognose ab.

"Die Studie zeigt, dass der Wohnungsbedarf in Hessen weiterhin hoch ist. Es muss mehr gebaut werden. Das Land und die Kommunen müssen ihre Anstrengungen weiter verstärken, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dazu gehört auch, dass die Richtlinie zur sozialen Wohnraumförderung veröffentlicht wird, damit mehr geförderte Wohnungen in Hessen entstehen können", kommentiert Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des VdW südwest, die Ergebnisse der Studie.

Wohnungsbedarf regional unterschiedlich

Die Wohnungsbedarfsprognose stellt dem Bedarf bis 2040 auch den durchschnittlichen Zubau an Wohnungen im Zeitraum zwischen 2012 und 2017 gegenüber. Um den vom IWU errechneten Bedarf bis 2040 zu decken, müssen jährlich im Durchschnitt 16.000 Wohnungen in Hessen zusätzlich geschaffen werden. Bleibt die durchschnittliche Wohnungsbautätigkeit der Jahre 2012 bis 2017 künftig auf demselben Niveau, kommen jährlich unter dem Strich 16.500 neue Wohnungen hinzu. „Auf ganz Hessen gerechnet könnte man daher sagen: Wir sind im Soll“, sagte Minister Al-Wazir. „Allerdings sind Wohnungsbestand und -neubau und Bedarf regional unterschiedlich verteilt. Während es vor allem in Mittel- und Nordhessen zum Teil mehr Wohnraum gibt als gebraucht wird, gibt es in Südhessen weiterhin eine Lücke.“ Vor allem in den kreisfreien Städten ist der Wohnungsmarkt angespannt. Auch hier ist Südhessen besonders betroffen: Allein 83 Prozent der Wohnungen, die bis 2040 in Hessen nötig sind, fehlen im Regierungsbezirk Darmstadt.
Die Corona-Pandemie könnte kurz- und mittelfristig Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt haben. „Viele Menschen kommen wegen der guten Jobaussichten nach Hessen. Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie könnten diesen Effekt bremsen. Zwar könnten die wirtschaftlichen Corona-Folgen den Zuzug in die Region abschwächen, andererseits ist aber auch klar, dass der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum groß ist und sich sogar noch weiter verstärken könnte. „Wir werden daher an unserem Kurs festhalten, die Bereitstellung von Bauland unterstützen und ein besonderes Augenmerk auf geförderte Wohnungen legen“, sagte der Minister.

„Das Ziel der hessischen Wohnungspolitik ist, bezahlbaren Wohnraum zu erhalten und zu schaffen. Das erreichen wir durch kurzfristige Maßnahmen wie den Zukauf von Belegungsrechten oder regulatorische Instrumente wie die Mietpreisbremse. Mittel- und langfristig aber müssen Wohnungen gebaut werden, und zwar dort, wo die Wohnungsmärkte angespannt sind. Insgesamt 2,2 Milliarden Euro stellen wir für den geförderten Wohnungsbau bis 2024 zur Verfügung, das sind Rekordmittel“, so Minister Al-Wazir.
Mit dem Großen Frankfurter Bogen habe man außerdem ein Programm aufgelegt, das den Ballungsraum in Sachen Wohnungsbau in den Blick nimmt und dabei klimafreundliche Mobilität und nachhaltige Quartiersentwicklung mitdenkt, so der Wohnungsbauminister.



Foto: © Udo Koranzki