Fachausschuss für Berufliche Bildung und Personalentwicklung
Lernwelten für Jugendliche gestalten
Lernen ohne Internet ist mittlerweile für viele Jugendliche unvorstellbar. Neue, elektronisch basierte Lernmodelle, wie Blended, Mobile, Social oder gar Game-based-Learning, sind im Trend und treten massiv in Konkurrenz mit dem antiquiert anmutenden Frontalunterricht in den Schulen oder in Seminaren. Dabei wird oft die Frage vernachlässigt, wie das richtige Lernumfeld gestaltet sein sollte, wo und unter welchen Umständen das Lernen am angenehmsten, vor allem aber am effizientesten ist.
Prof. Dr. Richard Stang von der Fakultät für Information und Kommunikation an der Hochschule der Medien in Stuttgart forscht bereits seit einigen Jahren zum Thema „Lernwelten“. In diesem Zusammenhang berät er unter anderem auch Schulen, Hochschulen und Kommunen bei der Gestaltung öffentlicher Räume. Seine Forschungsergebnisse über die Anforderungen an Raumszenarien für die die Aus- und Weiterbildung standen im Mittelpunkt der letzten Sitzung des Fachausschusses für Berufliche Bildung und Personalentwicklung, die am 30. Oktober 2019 in der Geschäftsstelle der GAG Ludwigshafen am Rhein stattfand.
Unbestritten ist, dass die Gestaltung der gewählten Umgebung die Effektivität des Lernens beeinflusst. Bislang entstanden zwar vielfältige didaktische und methodische Lernkonzepte, die Auswirkung auf die Gestaltung der Lernumgebung wurden bislang aber vernachlässigt. Deshalb ging Stang zunächst ausführlich auf die Paradoxien der digitalen Gesellschaft und die Auswirkungen auf die Weiterbildung sowie das Lebensumfeld von Jugendlichen ein. Seine These: Je stärker die Nutzung elektronischer Medien die Fort- oder Weiterbildung bestimmt, desto größer wird der Bedarf an physischen (Lern-)Räumen, der die sozialen Bedürfnisse der Lernenden abdeckt. Dazu können öffentliche Grünflächen, aber auch Bibliotheken, also Orte ohne Konsumzwang, zählen. Letztere erlebten heute eine Renaissance, da sie zumeist Einzel- als auch Gruppenarbeitsplätze zur Verfügung stellen. Die große Herausforderung heute sei, den physischen und den digitalen Raum zu einem hybriden zu verschmelzen. Die Optimierung auf die Funktionalität verhindert oft eine Effektivitätssteigerung; Stilbrüche, seien es eine ungewohnte Körperhaltung oder eine multifunktionale, bedürfnisorientierte Raumgestaltung, fördern diese hingegen.
Des Weiteren tauschten die Sitzungsteilnehmer ihre aktuellen Erfahrungen bei der Suche nach Auszubildenden aus und diskutierten in diesem Zusammenhang auch das Für und Wider von öffentlichen und privaten Berufsschulen. Ausführliche Berichte von Holger Münch über das Weiterbildungsangebot der Südwestdeutschen Fachakademie und Tobias Löchner von der GAG über den im September stattgefundenen Digitalisierungstag des Unternehmens rundeten die Sitzung ab.