27. Erfahrungsaustausch Sozialarbeit
Mülltrennung – ein Kinderspiel?


MülltrennungAuch Mülltrennung will gelernt sein. „Gelber Sack, Biotonne oder Restmüllcontainer?“ Diese Frage sorgt landauf, landab immer wieder für Stirnrunzeln vor den Abfallbehältern. Die WBG Wohnungsbaugesellschaft Neustadt an der Weinstraße mbH hat sich jetzt mit einem spielerisch didaktischen Konzept diesem Problem angenommen, das von der UDATA, einem Forschungs- und Dienstleistungsunternehmen aus dem Bereich Umwelt und Bildung, entwickelt wurde. Am 27. März 2019 trafen sich Sozialarbeiter aus dreizehn Mitgliedsunternehmen des VdW südwest, um von den Erfahrungen der WBG zu partizipieren.

Martin Ulmer, Prokurist der WBG, begrüßte die Gäste in der Vorderpfalz und gab ihnen erste allgemeine Informationen über die Struktur und aktuelle Projekte des kommunalen Unternehmens, das im Februar dieses Jahres sein 100-jähriges Jubiläum feiern konnte. Anschließend berichteten Marion Fliehmann und Lena Kopp über die Beratungsleistungen und Aktivitäten im Bereich des Sozialmanagements und die seit einem Jahr bestehende Zusammenarbeit mit UDATA. Anlass, die Bildungsprofis einzuschalten, war die scheinbar unlösbare Aufgabe, die Mieter für die Mülltrennung zu sensibilisieren. Seit Einführung der Biotonne im Jahr 2017 häuften sich nämlich die Beschwerden der Anwohner. Es zeigte sich, dass die Biotonnen nicht genutzt wurden, die Restmüllbehälter hingegen überquollen. Durch den heißen Sommer im letzten Jahr hatten sich zudem unliebsame Nachbarn, nämlich Nagetiere und Ungeziefer, einquartiert. Zeit zum Handeln!

Die WBG ging auf Ursachenforschung, zuerst bei „Experten“, in diesem Fall den Mietern. Das Ergebnis: Es gab vielfältige Gründe für die entstandene Abfallproblematik, hauptsächlich waren dies Unwissenheit über Mülltrennung und Abfallrecycling, aber auch hygienische Gründe wie Geruchsbelästigung und Angst vor Ungeziefer spielten eine Rolle. In einem ersten Schritt wurden die Mieter auf einer Weihnachtsfeier für das Thema recyclebare Rohstoffe sensibilisiert, indem sie die Gelegenheit bekamen, Papier zu schöpfen. Nun konnten die Mieterfeste mit vertiefenden Informationen folgen. Hier war der belehrende Zeigefinger allerdings fehl am Platz, vielmehr war der Ansatz, Wissen über die Kinder in die einzelnen Familien zu tragen.

Mülltrennung 2Intuitiv, instinktiv, integrativ und interaktiv – auf diesen vier Säulen fußt die Methodik von UDATA. Spielerisch umgesetzt wurde dieser Grundgedanke auf den mittlerweile sechs Mieterfesten in den einzelnen Quartieren der WBG, zu denen neben den Bewohner unter anderem auch immer Experten zur Schädlingsbekämpfung oder Vertreter des Straßenbauamtes eingeladen wurden. In der „Spieleolympiade“ werden Klein und Groß an sechs Stationen herausgefordert. Hier können sie durch Puzzles, Wimmelbilder, Geschicklichkeitsspiele, aber auch digitale Spiele und ein Quiz einiges über die Themen lernen. Der Anreiz, alle Stationen zu besuchen, wird durch eine Stempelkarte verstärkt und am Ende lockt eine kleine Belohnung. Vertiefende Auskünfte können die Teilnehmer dann am Infostand einholen, der mit zahlreichem Anschauungsmaterial bestückt ist. Gläserne Mülltonnen, nachgestellte Szenarien mit Modellnagern, Infos über Gesundheitsrisiken oder Verrottungsreihen einzelner Rohstoffe sowie Tipps für einen sauberen Biomüll veranschaulichen hier nochmals die Brisanz des Themas.

Das Fazit der WBG: Die ungezwungene Atmosphäre der Mieterfeste und der direkte Kontakt mit den Anwohnern erhöht die Fragefreudigkeit der Besucher. Dennoch ist eine persönliche Ansprache unerlässlich. Die Abfalltrennung funktioniere, so Fliehmann und Kopp, immer noch nicht hundertprozentig, dennoch sei gerade bei der Entsorgungsproblematik eine spürbare Verbesserung eingetreten.

Von der Gelegenheit, die einzelnen Stationen der Spieleolympiade selbst auszutesten, wurde von den Sitzungsteilnehmern im Anschluss gerne und ausgiebig genutzt. Der Offene Austausch über aktuelle Themen sowie eine abschließende Quartiersbegehung rundeten den 27. Erfahrungsaustausch Sozialarbeit ab.

Der 28. Erfahrungsaustausch Sozialarbeit findet am 6. November 2019 bei der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Speyer eG statt. Im Mittelpunkt des Treffens steht ein Projekt der Genossenschaft, der „Park der Artenvielfalt". Hierbei handelt es sich um die naturnahe Gestaltung von Freiflächen in Wohngebieten.

Der Erfahrungsaustausch Sozialarbeit ist ein Arbeitskreis des VdW südwest. Die Sozialarbeiter der Mitgliedsunternehmen treffen sich zweimal jährlich an wechselnden Orten im Verbandsgebiet, um sich über Themen aus ihrer praktischen Arbeit auszutauschen und aktuelle Projekte vorzustellen. Derzeit sind 24 Mitgliedsunternehmen des VdW südwest im Erfahrungsaustausch Sozialarbeit vertreten. Interessierte Teilnehmer sind weiterhin herzlich willkommen.

Fotos: Demonstration am eigenen Leib: Der Müllanzug führt hautnah den wöchentlich produzierten Abfall pro Person vor Augen; Die Spieleolympiade im Praxistest.

Oefner, Sabine| ©manjit jariIhre Ansprechpartnerin
Sabine Oefner

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