Sommerfachreise mit GdW-Präsident Axel Gedaschko
Mittel- und Nordhessen bauen klimafreundlich


Präsident des Wohnungsverbandes GdW kommt zur Sommerfachreise aus Berlin, um sich spannende Wohnprojekte in Wetzlar, Gießen, Marburg und Kassel anzusehen.

In diesem Jahr besuchte der Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko, Bauprojekte von Wohnungsunternehmen des VdW südwest. Gemeinsam mit Vorstand Dr. Axel Tausendpfund und Geschäftsführern von Unternehmen der Region besichtigte er Wohnprojekte in Mittel- und Nordhessen, die klimafreundlich gebaut wurden. Dabei ging es sowohl um Neubauten als auch um bestehende Gebäude, die energiefreundlich saniert wurden. Worauf kommt es beim energieeffizienten Neubau an? Und wie wird ein Quartier versorgt. Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich die Delegation auf der zweitägigen Reise vom 2. bis 3. Juli.

„Die Sommerfachreise zeigt die ganze Bandbreite der Leistungen, die unsere Wohnungsunternehmen anbieten. Ob modernste energetische Sanierung, altersgerechtes Wohnen oder attraktive Stadt- und Quartiersentwicklung. Und dies alles zu langfristig leistbaren Mieten, ohne Spekulation und Eigenbedarfskündigung. Das gibt es in dieser Form bei sonst keinem“, so Tausendpfund zum Auftakt der Reise in Wetzlar.

Energetische Nahversorgung für das Quartier in Wetzlar

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Wetzlarer Wohnungsgesellchaft mbH | © René Tumler
Im Schwalbengraben kaufte die kommunale WWG Wetzlar von der Stadt ein Grundstück und errichtet dort zwei Mehrfamilienhäuser. Mit Hilfe eines kommunalen Investitionsprogramms kann der Quadratmeter für 6,80 Euro Miete angeboten werden und entspricht damit den Anforderungen des sozialen Wohnungsbaus. „Damit haben wir gezeigt, dass bezahlbares Wohnen auch im Neubau möglich ist. Dies ist zu Zeiten des Baubooms und steigender Baukosten zwar kein leichtes Unterfangen, aber eben doch möglich“, sagte Harald Seipp, Geschäftsführer der WWG Wetzlar.

Der Neubau bietet 38 unterschiedlich große barrierefreie Wohnungen. Weitere 33 Bestandswohnungen wurden von der Stadt übernommen wurden und aufgewertet. Ein neues Blockheizkraftwerk wurde errichtet, das sowohl den Neubau als auch das Bestandsgebäude mit Wärme und Strom versorgen soll. Zu Spitzenzeiten wird die Anlage zusätzlich von einem erdgasbetriebenen Heizkessel unterstützt. Ziel der Maßnahmen ist die Nahversorgung für das ganze Quartier mit 300 Haushalten bis zum Jahr 2025. Bei der Besichtigung der Anlage konnten sich die Teilnehmer selbst ein Bild machen und ihre Fragen stellen.

Als erstes Mitgliedsunternehmen nahm die WWG Wetzlar ihre Urkunde als Unterzeichner des Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft von Vorstand Tausendpfund zusammen mit dem Wetzlarer Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden der WWG, Manfred Wagner, entgegen. „Wir grenzen uns klar von anderen Marktteilnehmern ab und deswegen haben wir unsere Werte kürzlich im Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft niedergelegt. Er zeigt, worauf sich die Mieter bei uns verlassen können: Gutes und sicheres Wohnen sowie ein faires Mi(e)teinander! Wir freuen uns, dass auch die WWG Wetzlar dem Kodex beigetreten ist“, so Tausendpfund bei der Übergabe.

Gießen reduziert Heizenergieverbrauch nach Sanierung um 90 Prozent

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Wohnbau Gießen GmbH | © René Tumler
In Gießen wurde die Delegation in der Geschäftsstelle der Wohnbau Gießen von Geschäftsführerin Dorothee Haberland mit Team sowie der Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzenden Dietlind Grabe-Bolz empfangen. Nach einer Vorstellung der Gießener Wohnungsmarktes und den ambitionierten Klimazielen der Stadt – bis 2035 will die Stadt klimaneutral werden – ging es in die Eichgärtenallee.

Drei Häuser mit jeweils 12 Geschossen, die in 144 Wohnungen 300 Menschen ein Zuhause geben, wurden nach Passivhausstandard energetisch saniert. Durch die Sanierung wird sich der Heizenergieverbrauch um 90 Prozent reduzieren. Anschließend besichtigte die Gruppe die Baustelle am Trieb 5, wo 20 20 barrierefreie, energetisch effiziente und bezahlbare Wohnungen nach Passivhausstandard entstehen. Durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach wird das Gebäude mehr Energie produzieren als es für Heizzwecke benötigt. Dank des „Gießener Investitionsprogramms“ kann derzeit eine „soziale Miete“ von 6,80 Euro/Quadratmeter genommen werden.

Klimaschutz und bezahlbares Wohnen seien ein Zielkonflikt. Beides zusammen ging nur mit staatlichen Zuschüssen, wie Tausendpfund vor Ort herausstellte. Die Gießener Oberbürgermeisterin spricht von der Quadratur des Kreises, aber man müsse diese besondere Herausforderung annehmen. Für den GdW sei daher die dezentrale Energieerzeugung ein wichtiger Schlüssel, wie Axel Gedaschko erklärt. Die Kosten für Strom mit den Umlagen seien das teuerste und unsozialste was wir hätten und forderte in Richtung Bundesfinanzministerium, dieses Anliegen nicht länger auf die lange Bank zu schieben.

Auch in Gießen konnte VdW südwest Vorstand Tausendpfund den Kodex an die Wohnbau überreichen, die diesen als eines der ersten Unternehmen unterzeichnet hat. Um das hiesige, ambitionierte Wohnraumversorgungskonzept zu erfüllen, brauchen wir einen professionellen Austausch. Dazu ist ein breit aufgestelltes Netzwerk wie beim Kodex von großem Nutzen. Gemeinsam sind wir stark“, sagte Dorothee Haberland, Geschäftsführerin der Wohnbau Gießen GmbH

GeWoBau Marburg setzt auch den Klimaspeicher Holz

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GeWoBau - Gemeinnützige Wohnungsbau GmbH Marburg | © René Tumler
Weil Holz ist ein Klimaspeicher ist errichtet die städtische GeWoBau Marburg den ersten Neubau in Hybridbauweise mit 18 Wohnungen. Die Decken werden mit Beton errichtet und die tragenden Wände aus Holz hergestellt. Beauftragt wurde mit der B&O Wohnungswirtschaft GmbH ein Spezialist für kostengünstigen seriellen Wohnungsbau. Das Energiekonzept sieht eine Außenluft-Wärmepumpe mit Unterstützung durch eine Photovoltaikanlage vor. Durch den KfW-55-Energieeffizienzstandard trägt das Gebäude maßgeblich zur Klimaneutralität bei.

Das zweite Projekt, das die Marburger präsentieren ist die Vollsanierung von Wohnhäusern nach KfW-55-Effizienzhausstandard. Die Versorgung mit Wärme wird durch eine Außenluft-Wärmepumpe mit Wärmerückgewinnung sowie einer Photovoltaikanlage sichergestellt. Das Wohngebäude ist annährend klimaneutral und spart so 95 Prozent CO2 ein. Um weiterhin preiswerten Wohnraum anbieten zu können, wurden die Mehrkosten einer höherwertigen energetischen Sanierung durch einen städtischen Klimabonus aufgefangen. Während der Sanierung kümmerten sich Quartiersmanager um die Mieter und es wurden Ersatzwohnungen für die Zeit der Modernisierungsmaßnahmen organisiert.

GeWoBau Vorstand Jürgen Rausch forderte, dass zur Verbesserung der Sanierungsquote bei den geförderten Wohnungen das Land Hessen einen sozialen Energiebonus finanziere, der sich ähnlich dem finanziellen Beitrag der Universitätsstadt Marburg für das Vorhaben am Richtsberg auswirke.
Mit Blick über Marburg diskutierten die Teilnehmer noch rege weiter. Der VdW südwest konnte auch in Marburg den Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft übergeben.

Herausforderung energetische Sanierung im Denkmalschutz

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Vereinigte Wohnstätten 1889 eG | © Karten Socher
Die Vereinigte Wohnstätten 1889 eG führte die Gruppe in ihren Bestand in der der Elfbuchen-, Katten- und Hansastraße, wo die Genossenschaft 21 Häusern mit insgesamt 194 Wohnungen modernisiert hat. In diesem unter Denkmalschutz stehenden Wohnkomplex wurde der Innenhof unter Beteiligung der Mieter 2015 umgestaltet. Außerdem führt die Genossenschaft seit vier Jahren häuserweise eine energetische Modernisierung unter denkmalschutzrechtlichen Bedingungen durch. Alle Fenster werden erneuert, Dämmmaßnahmen im nach außen nicht sichtbarem Bereich durchgeführt sowie kontrollierte Wohnungslüftungen eingebaut. Abgeschlossen werden die Maßnahmen durch die Neugestaltung der Fassaden und der Treppenhäuser. Die Maßnahme ist ein Beispiel für die Herausforderungen der Wohnungswirtschaft, komplexe technische Anforderungen bei gleichzeitig hohen Kosten mit der Forderung nach bezahlbarem Wohnraum zu verbinden.

„Den Bestand zukunftsfähig zu gestalten und dabei weiterhin bezahlbaren Wohnraum für unsere Mitglieder zu bieten, bleibt eine der größten Herausforderungen für unsere Wohnungsgenossenschaft in den nächsten Jahren“, so Britta Marquardt und Uwe Flotho, Vorstände der Vereinigte Wohnstätten 1889 eG.

Neben der Modernisierung hat die Genossenschaft mit einer Gemeinschaftswohnung außerdem einen Raum für Begegnungen und Austausch für die vorwiegend älteren Bewohner geschaffen. Sukzessive werden auch technische Lösungen verbaut, die den Bewohnern nicht nur mehr Komfort, sondern auch Sicherheit bieten.

Hessens größte Genossenschaft hat ebenfalls den Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft unterzeichnet. Vorstand Uwe Flotho war maßgeblich an der Entstehung dieser Selbstverpflichtung beteiligt und freute sich so gemeinsam mit seiner Vorstandskollegin Britta Marquardt den Kodex nun entgegenzunehmen.

Modulares Bauen in Kassel

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Nassauische Heimstätte Wohnstadt | © Karsten Socher
Im Kasseler Stadtteil Fasanenhof baut die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt 71 moderne Mietwohnungen in vier Stadtvillen, die in aufgelockerter Bebauung nahe dem Bossentalpark errichtet werden. Unter anderem durch den Einbau von Fertigbädern kann die Bauzeit verkürzt und ein hoher Standard gewährleistet werden, wie Jürgen Bluhm, Leiter des Regionalcenters Kassel, auf der Baustelle erklärt. Die massiven Badmodule werden komplett fertig in den Rohbau gehoben und müssen nur noch an die Ver- und Entsorgungsleitungen angeschlossen werden. Fast ein Viertel der Wohnungen wird barrierefrei, alle anderen barrierearm ausgeführt. Neben Car-Sharing Angeboten, E-Ladestationen und Fahrradstellplätzen werden auch KI-Lösungen verbaut, die vor allem eine digitale Mieterkommunikation und Energiecontrolling ermöglichen. Die Energieversorgung erfolgt über ein Nahwärmenetz, die Gebäude entsprechen dem KfW 55-Standard.

Für die NHW, die dem Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft als größtes Mitgliedsunternehmen im Verband ebenfalls beigetreten ist, ist das Projekt in mehrfacher Hinsicht bedeutsam“, sagte Bluhm. „Zum einen erproben wir bei unserem Neubauprojekt im Fasanenhof erstmals in der Praxis den Einsatz von Fertigbädern. Wir versprechen uns durch die Vorfertigung eine Verkürzung der Bauzeit bei selbstverständlich gleichbleibender Qualität. Zum anderen leisten wir mit diesem Projekt wie auch mit dem Martini-Quartier im Vorderen Westen natürlich einen erheblichen Beitrag, um auch in beliebten Wohnlagen Kassels dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Zum Abschluss der Sommerfachreise ein Spaziergang durchs Quartier

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GWH Wohnungsgesellschaft mbH | ©Karten Socher
Bei der letzten Station der Sommerfachreise besichtigten Axel Gedaschko, Dr. Axel Tausendpfund und die Teilnehmer Projekte der GWH, die dem Kodex ebenfalls beigetreten ist. Bei einem Spaziergang durch das Quartier erläuterte Christian Wedler, Geschäftsführer der GWH Bauprojekte GmbH, welche Modernisierungen und Neubauten in dem Quartier vorgenommen wurden und wie sie die Lebensqualität prägen. Abschluss des Spaziergangs und damit auch der diesjährigen Sommerfachreise war die Besichtigung des Neubaus WestendTurm.

Gemeinsam mit der Stadt Kassel hat sich die GWH Bauprojekte für den Deutschen Städtepreis 2020 beworben. Dabei begeben sich die Partner mit dem Projekt „Städtebaulicher Dreiklang: Boulevard, Bürgerpark und Wohnturm“ in den Wettbewerb. Der WestendTurm mit seinen 13 Geschossen und einem Wohnungsmix von 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen ist hierbei Teil des städtebaulichen Dreiklangs. Das Gebäude wird über die Westendstraße erschlossen, an die Westseite schließt sich der Bürgerpark Motzberg an. Neben dem Gebäude entsteht der sogenannte Motzplatz, der den Bürgerpark künftig mit den Freiflächen des WestendTurms verbindet.

„Wir freuen uns sehr und sind auch ein bisschen stolz darauf, dass man unser Projekt Westendturm für den Deutschen Städtebaupreis 2020 berücksichtigt hat. Der Westendturm ist ein architektonisches Highlight in der Stadt Kassel und war für unseren Projektleiter Michael Zöltzer eine echte Herausforderung, die letztlich sehr gut umgesetzt wurde“, so Christian Wedler. „Eine mögliche Prämierung wäre ein gelungener Abschluss des Projekts, obwohl allein die Aufnahme in die Reihe der zur Auswahl stehenden Projekte schon ein toller Erfolg ist.“

Axel Gedaschko und Dr. Axel Tausendpfund bedankte sich am Ende bei allen Wohnungsunternehmen, die auf dieser Sommerreise eindrucksvoll gezeigt haben, was die Wohnungswirtschaft leistet. „Die im GdW organisierte Wohnungswirtschaft steht wie keine andere für Wohnungen zu bezahlbaren Mieten für alle Teile der Bevölkerung. Die Sommerfachreise des VdW südwest hat eindrucksvoll gezeigt, welchen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag die Wohnungswirtschaft in Hessen leistet“, so Gedaschko abschließend.

Kodex der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft


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